Liebe Leserinnen und Leser
Auch in diesem Jahr erscheinen die Beiträge des Tagungsbandes zum Internationalen Rechtsinformatik Symposium IRIS hier in Jusletter IT als Schwerpunkt-Ausgabe in digitaler Form. Das diesjährige IRIS-Generalthema lautet «Netzwerke». Damit wird der Fokus auf die nunmehr dominierende Rolle der vernetzten IT sowie auf Beziehungen zwischen Menschen, Maschinen und Dokumenten gelegt. Ahti Saarenpää spricht nicht mehr von der Wissensgesellschaft, sondern von der Netzwerkgesellschaft.
«Netzwerke» sind Systeme, deren Struktur sich als Graph beschreiben lässt; als eine Menge von Elementen (Knoten), die mittels Verbindungen (Kanten) miteinander verbunden sind. Im Recht gibt die Kooperationsstruktur die Netzwerkstruktur vor. Die Rolle im Netzwerk reflektiert die Bedeutung als Stakeholder des Systems (oder nach Fritjof Haft als Autorität des Rechts). Derzeit ist es ein System mit Menschen; zunehmend spielen aber auch Maschinen eine Rolle. Typisch für das Recht ist aber auch, dass daneben Dokumente ebenfalls eine wichtige Eigenrolle spielen – bahnbrechende Gesetze, Leitentscheidungen, aber auch Flaggschiff-Kommentare. Daher ist es naheliegend, auch das Rechtssystem als ein Bündel von Netzwerken zu verstehen und zu analysieren.
Die Wissens- und Netzwerkgesellschaft mit dem Streben nach digitalen Grundrechten erfordert hier grundlegendes Umdenken bei den Juristen. Das Internet hat die Kommunikation revolutioniert. Dies nutzend, sichert die Rechtsinformatik mit den Textkorpora in Rechtsinformationssystemen die juristische Informationsgrundversorgung. Die zunehmende Bereitstellung semantischer Dokumente öffnet den Weg zur Maschine-Mensch- oder auch Maschine-Maschine-Kommunikation. Damit wird der Weg frei für mehr Effizienz bei geringeren Kosten – einem wesentlichen Ziel der Jurisprudenz im 21. Jahrhundert. Die Entwicklung ist schleichend, aber nachhaltig und die Rechtsinformatik steht im Zentrum, weil sich das Wissensnetzwerk wesentlich ändert.
Wie gewohnt umfasst die IRIS-Schwerpunkt-Ausgabe neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Beiträge zu den praktischen Problemstellungen und Anwendungen der Rechtsinformatik. Die multimediale Publikation in Zusammenarbeit mit Editions Weblaw wird fortgesetzt; von einem Teil der Vorträge des IRIS werden später auch Podcasts zur Verfügung stehen.
Die Schwerpunkt-Ausgabe ist in folgende Themengruppen gegliedert:
|
|
Vier Beiträge, welche nicht in den Tagungsband aufgenommen werden konnten, ergänzen diese elektronische Ausgabe:
- Michael Tonndorf, eCohesion: Die Anforderungen der EU als eine Voraussetzung zur internen und externen Vernetzung von Verwaltungen
- Kolawole John Adebayo, Luigi Di Caro, Guido Boella, Annotating Legal Documents with Ontology Concepts
- Günther Schefbeck, Schwerpunkt «Elektronische Rechtsetzung»
- Christian Dirschl, Thesaurus Generation and Usage at Wolters Kluwer Deutschland GmbH
Wie im letzten Jahr sind die im Zuge des LexisNexis Best Paper Awards peer-reviewten Beiträge und die Top-10-Beiträge gekennzeichnet. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Mitgliedern der Jury, Assoc.-Prof. Dr. Christian Bergauer, ao. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Jahnel, Univ.-Prof. Dr. Peter Mader, Assoc.-Prof. DI Mag. Dr. Michael Sonntag, ao. Univ.-Prof. Mag. DDr. Erich Schweighofer sowie Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Staudegger.
Alle Beiträge von Jusletter IT – die Zeitschrift für IT und Recht – sind im Volltext auch in der Weblaw App enthalten und für Abonnenten abrufbar. Die App können Sie mit den Betriebssystemen Android (via Google play) und Apple (via App Store) downloaden.
Wir hoffen, dass der Tagungsband zum 19. Internationalen Rechtsinformatik Symposium IRIS in gedruckter sowie in elektronischer Form mit ähnlich grossem Interesse aufgenommen wird wie die IRIS-Publikationen der Vorjahre!
Wien, Bern und Saarbrücken, im Februar 2016
Erich Schweighofer, Franz Kummer, Walter Hötzendorfer und Georg Borges